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Ironman - Boom einer Marke, bei der es keine Verlierer gibt

Ironman - Boom einer Marke, bei der es keine Verlierer gibt


Jedes Jahr im Oktober stürzen sich etwa 1700 Athleten in den Pazifik und schwimmen 3,8 Kilometer. Danach folgen 180 Kilometer Rad fahren und 42,195 Kilometer Laufen durch die Lavawüste von Kona. Der Ironman Hawaii ist der Traum vieler Triathleten und fasziniert viele Menschen auf dem ganzen Planeten.

Dabei ist Ironman kein Name für die Distanz und bezeichnet auch nicht nur das Rennen auf Hawaii. Ironman ist eine Marke, die der World Triathlon Corporation (WTC) gehört. Die WTC vergibt Lizenzen für weltweit 25 Rennen, von Mexiko über Malaysia bis nach Deutschland, wo es in Regensburg und Frankfurt zwei Rennen gibt. Dabei müssen die Veranstaltungsorte bestimmte organisatorische Kriterien erfüllen und sind vertraglich an die WTC gebunden. So kommen die oft hohen Startgelder von etwa 400 Euro zustande. Seit 2006 gibt es auch die Rennserie Ironman 70.3. Das sind Rennen über die halbe Ironmandistanz bzw. insgesamt 70,3 Meilen. In Deutschland gibt es den Ironman 70.3 Germany in Wiesbaden.

Jedes Jahr wachsen die Teilnehmer- und Zuschauerzahlen. Viele der Rennen in Europa sind schon direkt nach Zieleinlauf für das nächste Jahr quasi ausgebucht. In Frankfurt starteten Anfang Juli dieses Jahres 2300 Einzelstarter aus 55 Nationen. Auch das neue Rennen in Regensburg am 1. August war schon im Februar mit mehr als 2000 gemeldeten Startern ausgebucht. Kaum zu glauben, dass 1978, beim ersten Ironman auf Hawaii, gerade einmal 15 Männer starteten (zwölf kamen ins Ziel). Lange Zeit wurden Triathleten für verrückt gehalten diese Distanzen anzugehen. Sie galten als extravagante Paradiesvögel - und diese Spezies war zunächst selten. Jetzt, etwas mehr als 30 Jahre später, ist der Ironman zu einem Massenevent geworden. Ironman boomt, denn vor allem gibt es beim Triathlon eines eigentlich nicht: Verlierer.

Kaum einer der Starter wird diese Strecke, diesen ganzen Tag, mit dem Ziel angehen zu gewinnen. Ein Großteil der Sportler wird sich über zehn, zwölf oder auch 15 Stunden quälen und dabei die Grenzen der eigenen Leistungsfähigkeit austesten. Angefeuert von Verwandten und den zahlreichen Zuschauern am Streckenrand ist hier der Weg das Ziel. Das hat der Ironman mit anderen Massenevents wie Marathons und Radrennen gemeinsam, nur ist ein Sportler hier drei- bis fünfmal so lange unterwegs wie bei einem Marathon und muss in drei Disziplinen einigermaßen sicher sein. Bei so langen Distanzen sind außerdem Ernährung und Selbsteinschätzung lebensnotwendig. Wer einen Ironman „finisht“, kann sich wahrlich wie aus Eisen fühlen. Jedes Jahr gibt es neue Rennen der Ironman-Serie, in Planung sollen etwa Rennen in Italien, Spanien, Skandinavien und den Benelux-Ländern sein. Schon warnen einige vor einer Inflation, zu viele Rennen würden den Besonderheitsstatus der Marke Ironman gefährden. Die WTC will aber natürlich auch vom Boom profitieren und ihr großes (wirtschaftliches) Stück vom Kuchen beibehalten.

Triathlon Disziplin LaufenEs gibt nämlich nicht nur Ironmanrennen über diese lange Distanz. Neuere Serien wie etwa die Challengeserie (mit dem Rennen in Roth) oder die TriStar-Rennen sowie alte traditionsreiche Rennen wie etwa in Moritzburg oder in Glücksburg erleben ebenfalls regen Zulauf. Vor allem sind hier die Startgelder und Teilnehmerzahlen nicht so hoch. Nicht immer jedoch sind z.B. die gleichen Distanzen zu bewältigen. Das TriStar-Rennen auf Sardinien etwa besteht aus 2 km Schwimmen, 200 km Rad fahren und 20 km Laufen, beim TriStar Andalucia wird sogar zuerst Rad gefahren, bevor dann der Schwimm- und der Laufpart in Angriff genommen werden. Es tut sich etwas in der Triathlonszene, doch kann sich kaum einer vorstellen, dass die Vormachtstellung der WTC gefährdet ist: Das legendäre Rennen auf Hawaii sowie die faszinierenden Bilder von den Stars, die um die Preisgelder und die Startplätze für Hawaii bei den anderen Ironman kämpfen, bilden den Mythos der Marke.

Der Ironman Hawaii ist jedes Jahr das große Event, der große Abschluss, der Ironmansaison. Für Hawaii muss man sich qualifizieren, jeder Ironman auf der Welt hat eine bestimmte Anzahl an Slots, den Startplätzen für Hawaii. Frankfurt hat mit 120 Slots das größte Kontingent zur Verfügung. Je nach Geschlecht und Altersklasse bekommen die besten Athleten einen Platz. Wer nach Hawaii will, muss also gut sein! Hier trennen sich wieder die Wege von Massenevent und Paradiesvogelimage. Wer einen Ironman finishen will, muss viel trainieren und auf seinen Körper achten, wer nach Hawaii will, muss dazu noch Talent haben und vielleicht auch etwas verrückt sein. Langdistanztriathleten können also verschiedene Träume haben, aber die Qual über die Distanz bleibt für alle gleich und macht sie zu Ironman-Finishern.